
Trentino im Rhythmus des Jazz
Trentino [ENA] Das Dolomiti Ski Jazz Festival im Trentino verbindet Wintersport mit Livemusik. Einmal im Jahr präsentiert das Dolomiti Ski Jazz Festival in verschiedenen Orten, auf den Skihütten, in Pubs und Konzertsälen einheimische Bands und große internationale Stars der Jazz-Szene.
So eine Skihütte ist schon an sich ein Glücksort. Meist auf einem Sonnenplateau gelegen, umgeben von Bergspitzen und im Idealfall viel Weiß. Nach einem Vormittag auf Brettern, die dem Skifahrer die Welt bedeuten, lässt man sich erschöpft und doch selig gerne an solch einer Skihütte nieder und erfreut sich an der Szenerie von Gleichgesinnten. Doch dieses Glücksgefühl ist noch zu steigern: Im Trentino, genauer gesagt auf der Zischgalm im Val die Fiemme, gibt es stattdessen eine Pizza, die kein Edelitaliener in Deutschland besser zubereiten könnte. Und während der knusprige Teig und der geschmolzene Mozzarella den Gaumen erfüllen, kommt dazu einmal im Jahr Jazz ins Ohr.
Auf 1940 Metern Höhe klingt das, als hätte der Sonnengott mal eben einige seiner Lieblingssongs nach unten geschickt. Darius & Friends spielen an dem Vormittag im März Klassiker, die selbst in schweren Skischuhen zum Tanzen animieren und zum Mitsingen sowieso. „Essen und Musik erreichen das Herz ohne Umwege“, sagt Andrea Daprà, der Wanderführer, der uns hierhergebracht hat. Während spritzige Getränke die prächtige Stimmung noch steigern, wird klar: Live gespielter Jazz macht aus einer Skihütte einen Platz am Himmel und Skifahren zur schönen Nebensache. Val die Fiemme – zu Deutsch das Fleimstal – ist eines der Haupttäler der Dolomiten und erstreckt sich entlang des Flusses Avisio zwischen den Gebirgsketten Lagorai und Latemar.
Im 2700 Hektar großen „Bosco dei Violini“ – im Geigenwald, dem größten zusammenhängenden Wald der italienischen Alpen, herrschen die besten Bedingungen für das Wachstum der Haselfichten. Die Bäume müssen frei von Astnarben und Verletzungen sein und das Holz selbst widersprüchliche Eigenschaften wie Elastizität und Widerstandskraft garantieren. Das sind die Geschichten, die Andrea den Gästen so gerne erzählt, wenn er sie durch die Südtiroler Bergwelt führt: „Die besten Geiger können sich im Bosco dei Violini mit einem Schild an einem Baum verewigen.“ Er selbst hat schon vor Jahren seinen Managerjob an den Nagel gehängt und verewigt sich seitdem lieber in den Erinnerungen seiner Gäste.
Während die Geschichte der Region von Geigen geprägt ist, schreiben Trompete, Saxofon und Kontrabass parallel seit über 25 Jahren im Trentino ihre eigene Geschichte. Denn einmal im Jahr präsentiert das Dolomiti Ski Jazz Festival in verschiedenen Orten, auf den Skihütten, in Pubs und Konzertsälen einheimische Bands und große internationale Stars der Jazz-Szene. Dann treten Größen wie der US-Amerikaner Bobby Watson im kleinen Gemeindehaus auf statt in großen Konzerthallen. Dabei ist der Begriff Jazz weit gefasst – Blues, Funk oder Latin Music kommen im Slalom der Genres auch zum Zuge. Damit die Musik dann auch noch die Kleinsten und Ältesten erreicht, ziehen zum Ende des Festivals Marching Bands durch die Dorfstraßen von Cavalese oder Tesero.
Die Musik ist im Val di Fiemme Teil des kulturellen Erbes. Und das Jazz Festival schafft die Symbiose zwischen Skitourismus und einem anspruchsvollen musikalischen Genre. Zugleich bietet es den lokalen Bands eine Bühne. Und wer den Winter nicht schätzt oder das Skifahren im Allgemeinen, der kommt einfach im Sommer. Denn auch da spielt die Musik im Einklang mit der Natur. Das Festival „Die Klänge der Dolomiten“, auf Italienisch “Suoni delle Dolomiti”, serviert Konzerte aller Stilrichtungen zwischen Gipfeln, Almen und Bergseen. Manch einen spektakulären Aufführungsort muss man sich erst mit den Musikern ersteigen. Wie Andrea, der Wanderführer sagte, erreichen Essen und Musik immer das Herz direkt.