Freitag, 29.03.2024 00:17 Uhr

Sozialmediale Zensurkeulen

Verantwortlicher Autor: Ronaldo Goldberger Romanshorn TG, 07.06.2023, 02:06 Uhr
Kommentar: +++ Politik +++ Bericht 6922x gelesen

Romanshorn TG [ENA] Die Schere im Kopf eines Journalisten würgt ab, was gesagt sein sollte. Um besagtes scharfes Instrument unter die Gehirnschale zu kriegen, bedarf es bloss weniger, fast schon subtil zu nennender Vorkehrungen. Dieser bedienen sich in brutaler Weise die Sozialen Medien, welche nicht müde werden zu betonen, sie seien einzig da, um Fake News zu unterbinden, mithin Schaden von den Konsumenten abzuwenden.

So wie einen die blosse Anwesenheit einer Überwachungskamera auf öffentlichem Grund einzuschüchtern vermag, genügt in der digitalen Welt ein permanent angebrachter „Anschlag“ in Form einer Weisung, unter keinen Umständen mehr Anlass mehr zu bieten für eine weitere Verwarnung, ansonsten man vom erlauchten Kreis der Zutrittsberechtigten zu den Sozialen Medien ausgeschlossen würde.

Für manch einen käme dies einem Berufsverbot gleich, daher kuschen die einen unfreiwillig, verabschieden sich die andern freiwillig – oder schlängeln sich irgendwie durch. Die Bandbreite reicht vom Mogeln bis zum Verzerren, vom Schleimen bis zum satirisch Verqueren. Jede Verhaltensweise ist erpicht darauf, das Maximum für einen selbst sowie das avisierte Zielpublikum herauszuholen im Wettstreit mit der Konkurrenz und gleichzeitig im ungleichen Widerstreit gegen die Hausmeister der Sozialen Medien. Wer nicht zu akzeptieren vermag, dass man ihn drängelt zu einem unnatürlichen Verhalten in der Prärie der Wortverbreiter, müsste – streng genommen – Fersengeld geben und abschwirren.

Wer im Regime, das aus ideologischen Gründen freie Gedanken unterdrückt, verbleibt, muss Konsequenzen auf sich nehmen. Man verstellt sich, verkommt zum tief stapelnden Satiriker oder zum Plagiator, der mit subtil aufgeblasenen Zwischentönen andeuten möchte, was zu sagen ihm verwehrt ist. Der Flurschaden ist auf jeden Fall angerichtet. Keiner kann in einem von Manipulation nur so strotzenden Umfeld „normal“ überleben. So wie die Zensur einem Masken ins Gesicht und Klebstreifen auf den Mund verpasst, so mutiert der Charakter des auf diese Weise Traktierten.

Eine Spur von Schlüpfrigkeit stellt sich ein. Das Ziel ist es nicht zwingend, den Obrigkeiten, die einem die Sicht verstellen, zu gefallen, sondern unter solchen Umständen zu überleben, die einen einschnüren in der Gedanken- und Ausdrucksfreiheit. Man kann dieses sich Hindurch-Jonglieren als Feigheit abtaxieren oder als Gratis-Mut aufblasen. Handkehrum: Anpassung an Gegebenheiten ist auch eine Fähigkeit zum Überleben.

Noch nie hat eine radikale Zensurmaschine die Gesellschaft dermassen in Schach halten können, dass die ungeschminkte Wahrheit im Endstadium der Unterdrückung nicht doch ans Tageslicht gehoben worden wäre. Zwischenzeitlich, bis zur kollektiven Sprengung der Fesseln, bedarf es unweigerlich auch einiger (u.a. journalistischer) Transporteure, die jene Wahrheit in der abgedunkelten Realität behutsam weiterbefördern.

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